FDP-Abgeordneter Jens Brandenburg besucht Ortsapotheke
Die Apotheke am Markt in Heiligkreuzsteinach ist die einzige in der näheren Umgebung. Wie lässt sich der Standort halten und vor welche Herausforderungen werden Apotheken aktuell gestellt? Darüber sprachen der hiesige FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Jens Brandenburg und Alexander Kohl, Vorsitzender des FDP Kreisverbands Rhein Neckar, mit dem Apothekeninhaber Heinrich Ehmsen.
Die Abrechnungsprozesse sind digitalisiert. Aber es fehlen Fortbildungsangebote zu konkreten Problemen. Diese Probleme kennen vermutlich viele Inhaber kleiner Apotheken, so auch Heinrich Ehmsen. Er zeigt deshalb ein enormes persönliches Engagement, um die Kunden der Region zu binden und den Standort auch in Zukunft halten zu können. Neben fairen Preisen zählt er auch die Lieferung von Medikamenten zu den Leistungen seiner Apotheke. Die fortschreitende Digitalisierung sieht er zugleich als Chance und Herausforderung für seine Branche. Das Ungleichgewicht zwischen Online- und Vor-Ort-Apotheken und die neuen eRezepte könnten die dezentrale Versorgung gefährden. Die digitalen Impfnachweise hätten jedoch wieder mehr Menschen in die Apotheke gebracht. „Die medizinische Grundversorgung vor Ort ist ein wesentlicher Bestandteil der Stärkung des ländlichen Raums“, so Kohl, der die Verwurzelung der Dorfapotheke betont.
Nicht erst seit Corona stellt hoher Verwaltungsaufwand gerade kleine Apotheken vor Herausforderungen, während die Bürokratie für größere Apotheken einfacher umsetzbar ist, berichtete Ehmsen den beiden Politkern. Zugleich würden sich Nachwuchskräfte lieber in größere Orte, in Apotheken mit mehr Spezialisierungsmöglichkeiten ausbilden lassen. Ehmsen wünscht sich für junge Menschen mehr Anreize, sich für die Selbstständigkeit zu entscheiden. Auch Brandenburg sieht hier Nachholbedarf: „In den Schulen fehlt es an praktischen Formaten, die unternehmerisches Denken vermitteln. Mehr Schülerfirmen wären ein hervorragendes Format, um schon früh das Interesse zu wecken“, so der Bildungspolitiker.
Bisher habe Ehmsen zwar immer wieder durch Schülerpraktikanten und den Zuzug junger Familien pharmazeutisch-technische Assistenten (PTAs) als Teilzeitkräfte gefunden. Wie es weitergeht, sei jedoch noch nicht absehbar. In gut ausgebildeten Fachkräften aus dem Ausland sieht er eine Chance. Sie könnten dazu beitragen, die gesundheitliche Versorgung auch im ländlichen Raum zu sichern.