Dr. Jens Brandenburg

Geflüchteten muss pragmatisch geholfen werden

v. l. n. r.: Doreen Kuss, Karl Winkler, Gisela Härtel-Hoffmann, Dr. Jens Brandenburg, Thomas Edinger, Herbert Eppel, Florence Brokowski-Shekete

Über 3000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine haben inzwischen Zuflucht im Rhein-Neckar-Kreis gefunden. Um auf die enorme Zahl an Menschen aufnehmen zu können, hat der Kreis kurzfristig zwei Sporthallen in Weinheim und Schwetzingen als Notunterkünfte eingerichtet. In der Schwetzinger Kreissporthalle sind derzeit um die 160 Personen untergebracht, wie die Dezernentin für Ordnung und Gesundheit des Kreises Doreen Kuss bei der Begehung der Notunterkunft berichtet. Insgesamt sei mit Blick auf das weitere Kriegsgeschehen noch mit einer weiteren Zunahme zu rechnen.

 

Viele der Geflohenen sind Familien mit jungen Kindern. Ganz besonders stand daher das Thema Bildung im Vordergrund. Florence Brokowski-Shekete, Schulamtsdirektorin in Mannheim, betonte: „Mittlerweile sind alle aus der Ukraine geflohenen Kinder und Jugendlichen schulpflichtig.“ Viele würden allerdings den Fernunterricht nutzen, den ukrainische Lehrkräfte teils direkt aus Kriegsgebieten anbieten. „Wir rechnen ab Juni damit, dass die Schülerinnen und Schüler verstärkt auch hier vor Ort zur Schule gehen werden“, so Brokowski-Shekete. In Schwetzingen laufe die Aufnahme von Geflüchteten an Schulen sehr gut, wie Thomas Edinger, Schulleiter der Ehrhart-Schott-Schule Schwetzingen, zu berichten weiß: „Dass die Notunterkunft direkt neben dem Schulzentrum liegt, hat bereits jetzt dazu geführt, dass die Kinder miteinander spielen. Sprachschwierigkeiten gibt es dabei kaum.“

 

Bei der Aufnahme an den Schulen betonte Brandenburg, wie wichtig dabei Pragmatismus sei: „Es braucht flexible Lösungen, damit junge Menschen nicht zwischen dem ukrainischen und dem deutschen Bildungssystem verloren gehen.“ Das digitale Unterrichtsangebot der Ukraine sei beeindruckend. So böten zahlreiche ukrainische Lehrkräfte direkt aus dem Kriegsgebiet oder auf der Flucht weiterhin digitalen Unterricht für ihre Schüler an. Die Integration in das deutsche Schulsystem dürfe aber nicht vernachlässigt werden.

 

Florence Brokowski-Shekete betonte, dass alle Schularten an der Aufnahme beteiligt seien und es somit auch keinen einheitlichen Bildungsweg für ukrainische Schülerinnen und Schüler gebe. Mit Blick auf die von Dipl. Sozialpädagoge Herbert Eppel und Leiter der Koordinierungsstelle Flüchtlinge im Landratsamt Karl Winkler angesprochenen Koordinierungsprobleme bei der Flüchtlingsunterbringung versprach Brandenburg, sich für eine bessere Verteilung und eine klare Kommunikation einsetzen. Mit 2 Milliarden Euro unterstützt der Bund neben die Länder und Kommunen bei der Unterbringung, aber auch schulischen und gesundheitlichen Angeboten.