Präsenzlehre im Wintersemester
„Die Präsenzlehre muss im Wintersemester wieder zum flächendeckenden Regelfall an deutschen Hochschulen werden. Inzwischen hat fast ein gesamter Jahrgang von Studierenden ihre Hochschule nie betreten. So manches Masterstudium wird bald ganz ohne persönliche Kontakte beendet sein. Unter der sozialen Isolation im Lockdown leidet der akademische Diskurs, aber auch die psychische Gesundheit.
Es gibt keinen Grund für ein weiteres Onlinesemester. Viele Impfdosen bleiben inzwischen ungenutzt. Noch ist genug Zeit, alle Studierenden bis zum Vorlesungsbeginn im Oktober vollständig zu impfen. Wenn alle geimpft, genesen oder negativ getestet sind, kann ein Seminar auch ohne übertriebene Abstandsregeln wieder stattfinden. Die Hochschulen sollten ihre Studierenden jetzt gezielt ansprechen und für die Impfung werben. Sie ist der beste Garant für ein Wintersemester in Präsenz.
Wir sollten aber nicht in die Lehre von 2019 zurückfallen. Wo sich Onlineformate bewährt haben, hat der überfüllte Hörsaal keinen Mehrwert. Es kommt auf die Qualität der Lehre und eine intelligente Kombination digitaler und analoger Elemente an.
Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen. Wenn die Risikogruppen geschützt sind, ist die Inzidenz allein kein guter Indikator mehr. Die gesetzliche Bundesnotbremse muss dringend überarbeitet werden, damit die Hochschulen nicht trotz funktionierender Konzepte wieder in den Lockdown müssen. Abstandsregeln und Gruppengrößen müssen gelockert werden, wenn die 3G-Regeln in Veranstaltungen eingehalten sind. Es rächt sich, dass die Bundesregierung die Lebensrealität der drei Millionen Studierenden in der Krise so lange ignoriert hat. Das Recht auf Bildung gilt nicht nur an Schulen.“